Machen Organisationen krank?

Vielleicht kennst du das: Du sitzt im Zug oder im Café, ein paar Tische weiter sprechen Menschen – du hörst nur Bruchstücke, aber du weißt sofort, es geht um Arbeit. Der Chef sei ein Albtraum, die Planung ein Witz, die Kollegen... na ja. Du kennst das. Wir alle kennen das.

Und du fragst dich: War das schon immer so? Meistens nicht.

Denn viele starten hochmotiviert, engagiert, voller Ideen. Doch kaum betreten sie das System Organisation, beginnt etwas zu kippen. Sie funktionieren, machen Dienst nach Vorschrift – und blühen erst wieder auf, wenn sie das Gebäude verlassen.

Was passiert da?

Organisationen haben kein Bewusstsein. Aber sie haben eine Wirkung. Und diese Wirkung kann tief treffen. Viele meiner Klient:innen berichten von einem diffusen Druck, von innerer Unruhe, dem Gefühl: Irgendetwas stimmt hier nicht – aber ich kann es nicht benennen.

Das ist kein Zufall. Das sind "Organisationsschmerzen". Meine Wortschöpfung beschreibt die innere Unruhe und die wiederkehrenden Herausforderungen, die auftreten, wenn Systeme oder Strukturen nicht richtig funktionieren oder immer wieder an ihre Grenzen stoßen.

Ich nenne sie „ganz normal“ – nicht, weil sie banal wären, sondern weil sie systemisch erklärbar sind. Du bist nicht falsch – aber dein Kontext ist häufig unzulänglich. Und ja, auch das ist normal. Denn Organisationen lösen ihre Aufgaben nicht perfekt – sondern unter Bedingungen. Und jede Lösung bringt Nebenwirkungen mit sich.

Wenn Strukturen fehlen, springen Menschen ein

Spätestens dann, wenn Menschen nicht mehr einfach ihren Job machen können, sondern Lücken stopfen, mit ihrer Persönlichkeit Prozesse kompensieren oder mit ihren Grenzen das ausgleichen, was strukturell fehlt, fängt es an weh zu tun. Erst individuell – dann kollektiv.

Denn: Organisationen sind keine perfekten Gebilde. Sie tragen immer auch die Lieblingsprobleme in sich, die sie gerade zu lösen versuchen. Es gibt keine perfekte Architektur – nur bewusste Entscheidungen darüber, welche Unzulänglichkeiten man in Kauf nimmt.

Und die Nebenwirkungen? Die spüren nicht alle gleich. Sie treffen meist jene, die Verantwortung tragen. Die, die gut sein wollen. Die, die nicht wegschauen.

Wer das ignoriert – und glaubt, Organisation sei einfach „die Summe der Menschen darin“ – landet schnell bei moralischen oder psychologischen Erklärungen. Dabei ist oft nicht die Persönlichkeit das Problem. Sondern die Struktur.

Es braucht keine perfekte Organisation – aber eine kluge

Eine Unternehmerin, die Verantwortung übernimmt, entscheidet sich nicht für die vermeintlich beste Lösung, sondern für das Management der Folgeprobleme. Weil sie weiß: Jede Struktur bringt Nebenwirkungen mit sich.

Es braucht also kein "heiles" System, sondern ein reflektiertes. Eines, das anerkennt: Organisationen sind nicht für das Glück der Menschen gebaut – sondern für Leistung. Aber wie man dorthin kommt, ist gestaltbar.

Humanes Organisieren ist kein Feel-Good-Projekt

Humanes Organisieren ist keine moralische Mission. Es ist ein kluger Umgang mit der Tatsache, dass Menschen nicht das Spielfeld sind, sondern die Spielenden. Und: Die Organisation ist das Spiel.

Ein bisschen wie bei Monopoly – alle Spieler:innen sind unterschiedlich, aber das Spiel selbst ist nicht dafür gemacht, fair zu sein. Die Regeln sind entscheidend. Sie bestimmen das Verhalten, nicht der Charakter der Spielenden.

Ob Menschen sich dabei aufrichten oder verausgaben, hängt also nicht allein von ihnen ab, sondern davon, wie das Spiel gebaut ist – und ob man die Spielregeln überhaupt kennt.

Es braucht also Führungsteams, die sich dieser Verantwortung stellen:

  • Die Strukturen gestalten, die entlasten, statt zu überfordern
  • Die an Sollbruchstellen arbeiten, statt sie zu überspielen
  • Die Menschen ernst nehmen, ohne sich ihnen zu unterwerfen

Und manchmal braucht es Coaching. Selbst gewollt und ausgesucht. Nicht als weiße Salbe, sondern als echter Reflexionsraum.

Coaching als Spielveränderer

Ich arbeite mit Menschen, die sich an Organisationsschmerzen aufreiben. Die das Gefühl haben, immer wieder gegen die gleiche Wand zu laufen. Und die im Coaching entdecken: Es liegt nicht nur an mir – es liegt auch an der Logik des Systems.

Diese Erkenntnis ist oft der Wendepunkt. Weil sie entlastet. Weil sie klärt. Und weil sie hilft, die eigene Rolle im Spiel neu zu finden – kraftvoll, klar und ohne sich selbst zu verlieren.

Coaching hilft, wenn es nicht beschönigt, sondern erweitert. Wenn es den Blick öffnet für das, was strukturell mitwirkt. Und wenn es Menschen darin unterstützt, sich wieder handlungsfähig zu erleben.

Wenn du das Gefühl hast, deine Organisation kostet dich mehr Kraft, als sie dir zurückgibt – dann lohnt es sich hinzuschauen.

Ich begleite dich mit einem geschärften Blick auf das, was wirkt – und mit der Klarheit, die hilft, das zu verändern, was wirklich veränderbar ist. Damit du nicht nur funktionierst, sondern wieder wirksam wirst – in deiner Rolle, in deinem System, bei dir selbst.